Lager muss man kehren und aufräumen…und die sind fest am Ort.
Beim Speedskaten ist das was anderes. Man will ja vom Fleck kommen und nicht durch Reibung Energie in Wärme umsetzen.
Fangen wir mal mit dem Grundsätzlichem an!
„Watt is ein Kugellager??“
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Es gibt für Skates zwei Standardgrößen für Lager, die sich aber bei der Reinigung und Pflege kaum unterscheiden.
Das sind Lager in der Größe 608 und die so genannten Minilager 688.
Begriffserklärungen:
Standard-Kugellager müssen aus Materialien hergestellt sein, die hohe Verschleißfestigkeit aufweisen, schlagfest sind und gute Maßstabilität gewährleisten. Bestens bewährt hat sich hierbei der Chromstahl 100CR6 (DIN1.3505), aus dem die Innen- und Außenringe, aber auch die Kugeln hergestellt werden. Durch entsprechende Wärmebehandlung beträgt der Härtegrad der Ringe 60-64 HRC (Härte nach Rockwell), die der Kugeln 62-65 HRC.
Hybridkugellager bestehen aus Ringen, die aus 100CR6 (DIN1.3505) gefertigt sind, die Kugeln aus Keramikmaterial, wie z.B. Siliziumnitrid (SiNi), dass von uns bevorzugte Material. Die Kugelhärte von etwa 80 HRC erhöht die Korrosionsbeständigkeit und reduziert Verformungen, wirkt sich stabilisierend auf die Lagerluftwerte aus und trägt zu einer höheren Lebensdauer der Lager bei. Diese Eigenschaften erlauben es, die Schmiermittelmengen weiter zu reduzieren, was sich positiv auf die ohnehin schon sensationellen Leichtlaufeigenschaften auswirkt.
KÄFIG
Der Käfig verteilt die Kugeln in gleichmäßigen Abständen auf dem Hüllkreisumfang, damit die auftretenden Kräfte verteilt werden können und damit die Kugeln sich nicht aneinander berühren. Bei kleineren Lagern, wie auch dem 608er, werden meistens gelappte Messing- oder Stahlblechkäfige verwendet. Es gibt auch Kunststoffkäfige aus thermoplastischem Polyamid, oder Käfige aus glasfaserverstärktem Phenolharz. Diese Kunststoffkäfige erlauben keine Reinigung mit Waschbenzin oder anderen Lösungsmitteln
ABDECKUNG
Die Abdeckung der Lager dient zum Schutz gegen Eindringen von Staub, flüssigen und gasförmigen Partikeln. Z-Deckscheiben aus Stahlblech sind nichtschleifende Abdeckungen. Sie schützen vor Staub und andere feste Partikel. Die nichtschleifende LB-Deckscheibe oder auch RZ Deckscheibe)ist ebenfalls nichtschleifend und hat eine bessere Schutzwirkung als die Z-Deckscheibe. Die RS-Deckscheibe ist eine schleifende Dichtung mit Dichtlippe, die im Innenring sitzt. Dies sorgt für einen besseren Schutz gegen Staub und flüssige und gasförmige Verunreinigung des Lagerinneren. Der schleifende Effekt ist -insbesondere nach der Einfahrphase- vernachlässigbar gering.
TOLERANZEN
Die Toleranzen sind in Bezug auf die Einbaumasse und Rundlauf international definiert. Die 608er Lager sind entweder nach DIN625 und ISO492 genormt, oder nach der US-Norm AFBMA (ABEC).
DIN625 |
ISO492 |
AFBMA |
RUNDLAUFABWEICHUNG |
P0 |
KLASSE 0 |
ABEC1 |
max. 10,0 µm |
P6 |
KLASSE 6 |
ABEC3 |
max. 6,0 µm |
P5 |
KLASSE 5 |
ABEC5 |
max. 4,0 µm |
P4 |
KLASSE 4 |
ABEC7 |
max. 2,5 µm |
P2 |
KLASSE 2 |
ABEC9 |
max. 1,5 µm |
Die o.g. extrem niedrigen Abweichungen im Rundlauf zeigen, dass die Höhe der ABEC-Zahl nicht das entscheidende Kriterium für die Laufeigenschaften bei Verwendung in Inline-Skates ist, zumal die Einbauumgebung wesentlich höhere Abweichungen aufweist. Entscheidend ist die Gesamtkonzeption des Lagers, also die richtige Auswahl von Material, Käfig, Abdeckung und Schmierung.
Die Pflege von Rillenkugellagern
- so wie ich es persönlich realisiere und nach 3 Jahren experimentieren als gut betrachte. Hier muss jeder für sich entscheiden, was das Beste für ihn/sie und sein Lager sind -
Je weniger die Lager auseinander gebaut werden, desto geringer ist die Gefahr von Beschädigungen und Verunreinigungen. Beidseitig abgedeckte Lager mit Lebensdauerbefettung sind wartungsfrei. (leider, aber richtig schnell sind die ja wirklich nicht, aber im „Funbereich“ absolut ok)
Nur wenn klar ist, dass Fremdpartikel oder Feuchtigkeit in das Lager eingedrungen ist, ist die Reinigung sinnvoll. Bei beidseitig abgedeckten Lagern müssen hierfür die Z-Scheiben bzw. LB- oder RS-Abdeckungen entfernt werden. Bitte beachten: eingepresste Z-Scheiben werden beim Ausbau deformiert und können nicht wieder verwendet werden. In diesem Fall nur eine Deckscheibe entfernen und nach der Reinigung die offene Lagerseite nach innen einbauen. Bei RS-Abdeckungen darauf achten, dass die sensible Dichtlippe beim Ausbau nicht beschädigt wird.
Geölte Lager müssen/sollten regelmäßig gewartet werden, nach ca. 50 bis 150km.
Aber das spürt hört man/frau dann schon!!
Am besten beginnt man damit den Rollen im eingebauten Zustand mit Druckluft erst mal vom groben Dreck und Staub zu säubern. Ein Bürstchen tut gleiche Dienste, ist aber mühsamer und nicht so gründlich.
Die Räder nun aus den Schienen nehmen und die Lager aus den Rädern demontieren. Ich bevorzuge hier den SALOMON Skateschlüssel u die Lager mit gebotener Vorsicht aus dem Lagersitz der Räder zu hebeln.
Nun müssten 20 Lager und 10 Spacer und 10 Räder auf dem Tisch liegen. (natürlich nur wer ne 5er Schiene hat)´
Sind die Lager sehr dreckig oder auch feucht geworden, sprühe ich die Lager erst mal satt mit WD40 ein und lasse sie 10 Minuten weichen.
Als nächstes geht es an die Lagerabdeckungen.
Zum Ausbau von Z-, LB- bzw. RS-Abdeckungen zwischen Innenring und Abdeckung mit einem geeignetem Werkzeug (z.B. kleiner Schraubendreher) vorsichtig ansetzen und die Abdeckung heraushebeln.
Äußerlich verschmutzte Lager nur mit einem fusselfreien Tuch vorsichtig reinigen. Darauf achten, dass keine Schmutzpartikel durch die Reinigung in das Innere des Lagers gelangen.
Als Reinigungsmittel eignet sich am besten handelsübliche Mittel wie z.B. rückstandsfreie fettlösende Mittel, Zitrusreiniger oder Waschbenzin.
Kaltreinger ist nicht so doll, kann Probleme beim neu ölen geben, weil Reinigerreste im Lager verblieben sein können. Die lösen dann den Ölfilm und dann sind die Lager wirklich hin
Wasser/Seifenlauge ist nicht zu empfehlen, weil das Risiko von Rückständen die Oxidationsgefahr gerade im Lagerinneren deutlich erhöht wird.
Ich bevorzuge Waschbenzin (Achtung, zur Nachahmung nur unter eigenem Risiko!!)
Übrigens: Auch Zitrusreiniger, insbesondere nach der öligen Lagerreinigung ist Sondermüll und gehört nicht in das Abwasser!!
Der Arbeitsplatz muß penibel sauber-, die Reinigungsmaterialien wie Pinsel und Tücher müssen sauber und fusselfrei sein. Das Lager gründlich auswaschen und darauf achten, dass keinerlei Fremdpartikel zurückbleiben mittels Ultraschallreiniger, Geräte die ursprünglich zur Schmuckreinigung konzipiert wurden. Egal, welche Reinigungsmethode favorisiert wird: die Sauberkeit bei allen Arbeitsschritten ist von größter Wichtigkeit!
So, nun geht das eigentliche Reinigen los.
Das funktioniert mit WD40 und Waschbenzin wunderbar. Will man neue Lager auf Öl umstellen, schmeißt man die geöffneten Lager in eine Dose mit WD40 und lässt sie ca. eine Viertelstunde "einweichen". Dabei schüttelt man sie immer wieder kräftig durch.... Öl/Dreck ist raus!
Richtig gut geht es weiter mit einem Ultraschallbecken, in dem ein Becherglas steht. Im Becherglas ist Waschbenzin. Lager vorsichtig einlegen. 5 Minuten im U-Schall sausen lassen, Lager raus und Lösungsmittel wechseln. Danach noch mal 5-10 Min. beschallen. (OBACHT! Nie mit den Pfoten in das laufende Ultraschallbad langen; zersetzt Blut und zerstört die Gelenke). Und das Ganze nur mit wirklich guter Belüftung.
Benzin brennt wie verrückt, also nichts für Unvorsichtige!!
Am besten das gereinigte Lager mit Pressluft ausblasen und auf Küchenrollenpapier lagern.
Wenn nun die Lager wieder richtig durchgetrocknet und ganz sicher ist, das keine Lösungsmittelreste im Lager sind geht es mit der Ölung weiter
Die Schmierung/Ölung von Rillenkugellagern:
Der Kompromiss zwischen der Fett- und Ölschmierung ist die Verwendung eines Gels, mit exzellenten Leichtlaufeigenschaften. Allerdings ist die Stabilität des Schmierfilms geringer als bei Fett, die Schutzwirkung gegen Verunreinigung niedriger. Die regelmäßige Neuschmierung ist zwingend erforderlich.
Die Ölschmierung, stellt sozusagen die Lösung mit den besten Leichtlaufeigenschaften dar. Es gehen jedoch verschiedene Nachteile einher: überschüssiges Öl wird aus das Lager geschleudert, gelangt an die Außenseiten des Lagers und bindet Staub, der als Schmutz-Öl-Gemisch wieder in das Innere des Lagers geraten kann. Der Schmierfilm ist sensibel und es bedarf der Neuschmierung in sehr kurzen Intervallen. Die Ölschmierung kann nur bei Kurzstrecken (Marathon) empfohlen werden. Die Neuschmierung bei ölgeschmierten Lagern setzt voraus, dass sie zuvor gründlich gereinigt werden.
Bei der Auswahl der Öle geht der Streit erst richtig los, da muss man probieren und selbst seine Erfahrungen sammeln.
Ich bevorzuge ein spezielles Rennöl von SKF, kostet zwar leider ein Mördergeld, aber man gönnst sich ja sonst nichts. Nähmaschinenöl tut es ggf. auch.
Bedenkt, da ist auch viel VOODOO dabei!!
Spacer (ALU) und Räder mit normalem Haushaltsreiniger sorgfältig säubern und trocknen.
Die Schiene sollte bei der ganzen Reinigungsorgie nicht vergessen werden, insbesondere die Gewinde und die Lagersitze reinigen und kontrollieren. Ist auch eine gute Gelegenheit die Schien auf Risse zu prüfen. Soll immer wieder mal vorkommen (siehe MOGEMA Serie CC)
Der Einbau der Lager erfolgt in umgekehrter Reihenfolge.
Rad mit dem ersten Lager bestücken, umdrehen und Spacer rein, zweites Lager eindrücken (nicht verkannten). Räder in der neuen Position (siehe auch Radtausch) Achsen locker einschieben, Räder leicht anschuggen und Achsen leicht bei drehenden Rädern einschrauben. Das muss ganz leicht gehen!! Dadurch kann man sicher sein das nix sich verklemmt hat.
Nun die Achsen anziehen. Hier kommt es auf ein gutes Gefühl an, den nach fest kommt ab. Hier muss nur etwas Vorspannung aufgebracht werden um die Achsen sicher zu befestigen. Ganz Vorsichtige sollten hier Schraubenstop verwenden (natürlich nur welches, was wieder lösbar ist)
Sollte nun ein Rad nicht richtig laufen hilft oft ein einfaches hin- und herdrücken des Rades um die Lager sauber in den Lagersitz zu drücken.
Und nun kann es wieder flott auf den Weg gehen.
Das beste zum Schluss:
Vergesst das alles und schließt euch den „WD40 Puristen“ an. Das heißt skaten, skaten, skaten, und ab und zu WD40 in die montierten Räder sprühen und wenn gar nichts mehr geht (was bei einigen schon Jahre dauerte) neuen Lager kaufen und montieren.
Am besten, ihr sucht euch einen Sponsor und wechselt nur neue Lager.
Nun habt ihr die Wahl!