Chronologie einer 200 KM Inline Skate-(Tor)Tour
Samstag morgen, 4.30 Uhr
Der Wecker klingelt. Träume ich noch oder ist es doch Realität. Es ist die Realität. Also raus aus den Federn und unter die Dusche. Anschließend schnell noch einen Kaffee mit Brot zum Frühstück und um 5.15 Uhr geht’s los zur 200 Km Inline Skate Tour nach Gramsbergen in Holland. Die Fahrt mit dem Auto verläuft ruhig und zügig, da um diese Zeit fast noch keiner unterwegs ist. Es ist ein schöner Morgen und ein wundervoller Sonnenaufgang belohnt mich schon mal für das frühe Aufstehen
6.15 Uhr Ankunft in Gramsbergen.
Erste Orientierung und los geht’s zur Anmeldung. Die Voranmeldung per Internet hat geklappt und so gibt es keine Probleme. Als nächstes stehen die Vorbereitungen für die große Tour an, das heißt, die Kühltasche mit der gesamten Tagesverpflegung auf dem Begleitfahrzeug verstauen, das Skate Material noch mal prüfen, umziehen, warm machen und auf geht’s zum Startplatz.
7.00 Uhr Start der Tour.
82 Holländer und 2 Deutsche nehmen die 1. Etappe der Tour in Angriff. Das Wetter ist gut, 18 Grad, trocken und wenig Wind. Langsam kommt das Feld in Bewegung und in 2-er Reihen geht es hinter dem Führungsfahrzeug aus Gramsbergen hinaus. Die Geschwindigkeit pendelt sich zwischen 20-25 KM/H ein. Die Fahrt ist allerdings ziemlich unruhig, da sich die Teilnehmer erst noch einrollen und aufeinander abstimmen müssen. Die Sicherung der Kolonne durch die Begleitmotorräder klappt hervorragend und so können uns selbst rote Ampeln und Kreuzungen nicht stoppen.
Nachdem wir einige Orte passiert haben geht’s wieder hinaus in die schöne und flache Landschaft. Es rollt jetzt gut und so erreichen wir nach 39 KM um 8.50 Uhr unser ersten Ziel in Vasse. Hier wird die erste Rast eingelegt. 12 Minuten Pause, das heißt, schnell die ersten Energieriegel und Bananen essen, viel trinken, die Beine lockern und dann geht’s schon wieder los.
9.00 Uhr Start zur 2. Etappe
Die Straßen und Wege die gefahren werden sind in einem guten Zustand und so macht das Skaten (noch) Spaß. Weiter geht’s KM um KM. Zwischendurch öfter mal ein Blick auf die Pulsuhr, es ist alles im grünen Bereich. Wir rollen weiter meistens abseits der großen Straßen durch die idyllische Landschaft in Richtung Deutschland. Um10.40 Uhr nach 37 KM erreichen wir das nächste Etappenziel in Denekamp. Der LKW mit den Verpflegungstaschen steht schon bereit und wieder beginnt das jetzt fast schon gewohnte Ritual. Essen, trinken, kurzes Verschnaufen, lockern und weiter geht’s.
10.55 Uhr Start zur 3.Etappe.
Das Feld setzt sich wieder in Bewegung und nach 10 KM passieren wir die Grüne Grenze nach Deutschland. Ein Polizeifahrzeug mit Blaulicht setzt sich nun an die Spitze des Feldes und verschafft uns freie Fahrt. Die Landschaft hat sich im Vergleich zu Holland kaum verändert. Die deutschen Kühe sind ebenfalls genau so schreckhaft wie die holländischen. Jedes mal wenn der Tross an einer Weide entlang fährt, beginnt die Kuhherde ebenfalls zu galoppieren. Aber für die Rindviecher ist spätestens am Weidezaun Schluss. Die Rindviecher auf den 2 Beinen und den 10 Rollen aber müssen weiter.
Die Fahrweise im Teilnehmerfeld hat sich mittlerweile eingespielt und so geht’s zügig voran.
Allmählich nähern wir uns Bad Bentheim, dem Ziel der 3.Etappe. Die auf einem Hügel liegende Burg der Stadt ist schon von weitem zu sehen. Die Straßen auf denen wir jetzt skaten sind wunderbar und so läuft es fast wie von selbst. Um 12.45 Uhr Ankunft in Bad Bentheim nach 113 KM . Das gewohnte Ritual beginnt erneut, nur die Zeit zum lockern und dehnen nimmt jetzt schon mehr Zeit in Anspruch. Anschließend noch mal auf die Bank setzen und sich mental auf die neue Etappe einstimmen. Aber was ist das? Regnet es etwa oder waren
es nur Schweißtropfen die auf meine Beine tropfen. Leider ist es Regen. Das hat gerade noch gefehlt. Aber selbst der Regen kann uns nach 15 Minuten Pause nicht von der Weiterfahrt abhalten.
13.00 Uhr Start zur 4.Etappe
Langsam setzt sich das Feld bei nasser Straße wieder in Bewegung. Doch schon nach etwa 3 gefahrenen KM kommt die erste Hürde. Eine Abfahrt mit ca. 5% Gefälle und ca. 300 m lang.
Und das im Regen. Für die Holländer erscheint diese (leichte) Abfahrt wohl schon ein Downhill Rennen zu sein, denn keiner traut sich runter. Die Organisatoren der Tour kommen dann nach einigen Überlegungen auf die Idee, zwei Reihen zu bilden und vom Führungsfahrzeug gebremst die Abfahrt zu wagen. Leider geht diese Aktion völlig daneben. Es kommt zu einem Massensturz und ca. 15 Skater liegen in einem großen Knäuel auf der Straße. Ich bin leider auch mittendrin. Nachdem sich alle wieder sortiert haben und es zum Glück keine ernsthaften Verletzungen gegeben hat, wird jetzt die bessere Variante gewählt und die meisten Skater steigen in den Begleitbus und werden den Hang hinuntergefahren. Ich habe die einfachere Variante gewählt
und bin den kleinen Hügel hinuntergefahren. Das Trainingslager im Frühjahr in Mallorca mit
den vielen Anstiegen und Abfahrten machte sich spätestens hier bezahlt.
Nachdem alle wieder auf der Strasse sind geht es dann etwas gemütlicher weiter. Die Stimmung sinkt allerdings mit der Dauer des Regens immer weiter. Doch nach ca. 1 Stunde ist es endlich vorbei mit dem Regen und es müssen nur noch die nassen Straßen bewältigt werden. Nach 1.40 Stunde ist auch diese Etappe vorbei. Die Pause dauert diesmal etwas länger, da die Klamotten gewechselt werden und auch das Material (defekte Kugellager) ausgetauscht werden muss.
15.00 Uhr Start zur 5.Etappe
Die Stimmung ist mittlerweile wieder OK und die Truppe kommt jetzt wieder zügig voran.
Doch um 15.50 Uhr ist die gute Laune wieder dahin. Es beginnt erneut zu regnen, besser gesagt zu gießen. Leider gibt es jetzt auch weitere Stürze, doch auch diese verlaufen glimpflich. Die Frage im Kopf wird häufiger, warum nicht einfach aufhören, in den Bus steigen und zum Ziel fahren lassen. Aber warum dann schon 166 Kilometer absolviert?
Also noch mal alle Kräfte mobilisieren und weiter geht’s. Um 16.35 Uhr ist das Etappenziel in Uelzen erreicht. Kaum haben wir auf den Bänken Platz genommen, kommt auch die Sonne wieder zum Vorschein und so macht das jetzt schon zur Routine gewordene Ritual (essen, trinken dehnen) fast schon Spaß.
16.45 Uhr Start zur letzten Etappe
Es sind jetzt nur noch 30 KM bis zum Ziel und so machen wir uns frohgelaunt wieder auf
den Weg. Die Sonne hat sich endgültig durchgesetzt und so gleiten wir jetzt doch etwas gemächlicher dem Ziel entgegen. Wir sind mittlerweile wieder in den Niederlanden angekommen (die Deutsche Polizei hat sich an der Grenze von uns verabschiedet), die Landschaft hat sich kaum verändert und ganz vereinzelt werden wir von Leuten am Straßenrand noch angefeuert.
Doch plötzlich wird das Tempo wieder schneller, die Zielgerade ist in Sicht. Ein kurzer Endspurt noch und das Ziel ist pünktlich nach 10 Stunden effektiver Fahrzeit um 17.58 Uhr erreicht.
Bilanz dieser Tour:
1 Kilo Bananen verzehrt, 7 Liter ISO Drinks getrunken, 10 Energieriegel gegessen,
1 Satz defekter Kugellager, Muskelkater in den Beinen, Verspannungen im Rücken aber ansonsten glücklich und durchaus bereit die Tour in mal wieder zu skaten. Vielleicht gibt es dann auch weitere Skater die mitfahren möchten.
Bis dahin
Rolf Wiesmann
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